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Abenteuer Klappentext

Über die Tücken, einen Klappentext zu schreiben

Sie haben einen Liebesroman geschrieben? Veröffentlichen Sie ihn. Es ist ganz einfach. Verfassen Sie eine Beschreibung

So oder so ähnlich verspricht es mir Amazon. Ah! Wenn das so einfach wäre. Nicht falsch verstehen. Ich glaube, dass es einfach ist bei Amazon, die ersten Schritte waren leicht genug. Und bitte… Wer dreihundert Seiten Drama tippt und das gleich dreimal, der wird ja wohl 150 Wörter Beschreibung schaffen.

Nicht, dass der Klappentext überraschend käme. Eine ganze Woche Sommerurlaub ist dafür draufgegangen. Zwei Tage brav Ratgeber-Literatur gewälzt. Die Hollywood-Formel studiert und die Dreier-Lösung. KISS verinnerlicht (´Keep it simple, stupid` – ein Tipp, der Charme hat, auch in anderen Lebenslagen…). An jedem Punkt, an jedem Komma gefeilt. Nach einer Woche war ich stolze Verfasserin eines Klappentexts für Zeig mir den Himmel Und so liest er sich:

Katharina hat, was andere wollen: Traummann Tom. Sie will, was einer anderen gehört: Leo. Verheiratet. Drei Kinder. Hoch oben auf dem Karrieretreppchen des Instituts, an dem sie selbst ganz unten steht. Und dann ist da noch Jannis, der Student, der die Mädels alle haben kann.

Als das Institut ins Straucheln gerät, will Kathi kämpfen. Für Leo und alles, was ihm lieb und teuer ist. Doch was verbirgt sich wirklich hinter Leos schönen blauen Augen? Tiefer und tiefer verstrickt Kathi sich in einem Verwirrspiel, in dem jeder die Karten verdeckt hält. Bis ihre Gegenspielerin aus den Schatten tritt und Kathi kämpfen muss. Mit ihrem Gewissen. Ihren Zweifeln. Um das, was zählt.

Wenn man jemanden liebt.

Geschafft. Dachte ich. Und dann kommt Simon, dem Wesen nach Koch, Illustrator dieses Blogs und geliebter Ehemann. Hart im Urteil. „Du musst Wales da reinbringen.“ „Wie, ich muss Wales da reinbringen?“, antworte ich schnippisch, aber tief im Inneren gebe ich bereits klein bei. „Schreib halt ´Und dann fahren sie nach Wales` da rein“, lautet sein goldener Tipp, bevor er aus dem Zimmer schlendert.

Was meint er damit? Etwa das?

Als das Institut ins Straucheln gerät, will Kathi kämpfen. Für Leo und alles, was ihm lieb und teuer ist. Und dann fahren sie nach Wales. Doch was verbirgt sich wirklich hinter Leos schönen blauen Augen? Tiefer und tiefer…

Und dann fahren sie nach Wales? Einfach so? Obwohl das Institut hinter ihnen zusammenbricht? Überhaupt, diese „Und dann… Sätze“. Den „Und dann… Satz“ habe ich bereits verschossen. Weiter oben bei Jannis.

Plötzlich steht der ganze Klappentext Kopf. Was ist das eigentlich für eine Frau, diese Katharina, die zuhause einen Traummann hat und sich dem verheirateten Kollegen an den Hals wirft? Und dann ist da noch Jannis… Auch das noch! Und dieser Leo, der mit der Frau und den drei Kindern, der zieht doch wohl nicht ernsthaft in Betracht, mit einer Kollegin… Unsympathisch! Vielleicht ein paar Erläuterungen? Ein paar… subtile Hinweise, dass Tom vielleicht nicht ganz so traumhaft ist? Keep it simple, stupid! Oh Gott. Und nach Wales müssen sie auch noch.

Snowdon Mountain Railway
So anstrengend wie Klappentext schreiben – Die Bahn schnauft den Snowdon hinauf

Ich bin kleinlaut geworden. Nein, es ist nicht leicht, eine Beschreibung zu verfassen, nicht für mich. Auch nicht nach dreimal dreihundert Seiten Drama. Und so steht’s zur Stunde um meine Bemühungen:

Katharina hat, was andere wollen: Traummann Tom. Sie will, was einer anderen gehört: Leo. Verheiratet. Drei Kinder. Hoch oben auf dem Karrieretreppchen des Instituts, an dem sie selbst ganz unten steht. Und dann ist da noch Jannis, der Student, der die Mädels alle haben kann. Glaubt er.

Kathi will ihre Beziehung retten, jeden Gedanken an Leo aus ihrem Kopf verbannen. Aber diese Rechnung macht sie ohne Tom, der ihr die Scherben ihrer Ehe vor die Füße wirft. Ohne ihr Herz, das unbeirrt auf Leo zeigt. Als das Institut ins Straucheln gerät, will Kathi kämpfen. Für Leo und alles, was ihm lieb und teuer ist. Doch was verbirgt sich wirklich hinter Leos schönen blauen Augen? Tiefer und tiefer verstrickt Kathi sich in einem Verwirrspiel, in dem jeder die Karten verdeckt hält. Bis ihr Gegenüber aus den Schatten tritt und Kathi kämpfen muss. Mit ihrem Gewissen. Ihren Zweifeln. Um das, was zählt.

Wenn man jemanden liebt.

Ja, ich weiß. Wales. Die geheimnisvollen Berge von Snowdonia. Fahren sie denn nun nach Wales oder fahren sie nicht? Ich… sage nichts mehr dazu. Lies mein Buch, Simon.

Geheimnisvolles Snowdonia
Die geheimnisvollen Berge von Snowdonia…

Und dann, aber dann, also dann. Was sagt ihr dazu? Team Simon oder Team Iara? Schreibt es mir. Apropos Simon. Der kann sich heute Abend noch hinsetzen und diesen Beitrag illustrieren. Iara mit Schweißperlen auf der Stirn, mit zu Berge stehenden Haaren und rauchendem Laptop. Und dann

Bald kommt der nächste Blog-Beitrag zum Thema ´Irrungen und Wirrungen des Schreibens`. Einen Titel habe ich schon:

Und dann sagen Sie Stefan.“

😂

Für die, die ebenfalls die Achterbahnfahrt Schreiben wagen wollen und mehr wissen möchten über KISS und Konsorten: Die Ratgeber von Diana Hillebrand, Stephan Waldscheidt, Hans Peter Roentgen oder – auf Englisch – Rayne Hall fand ich informativ, verständlich und kurzweilig. Ich habe sie mir als E-Book heruntergeladen, z.T. bei Kindle Unlimited. Sicher gibt es noch viele, viele andere – ich bin schon gespannt, was noch so an Ratgeber-Literatur in den Tiefen des Internets steckt…

Beitragsbilder: Simon Reich; Zoblinski/shutterstock.com; Kai William/shutterstock.com

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